16.03.2019: Podiumsgespräch mit Norbert Nachtweih in Friedberg

Das Burggymnasium Friedberg und die Hessische Landeszentrale für politische Bildung begrüßen am Dienstag, den 16. März 2019, um 10.00 Uhr den ehemaligen Eintracht-Spieler Norbert Nachtweih und den Sporthistoriker Dr. René Wiese vom Zentrum deutsche Sportgeschichte, Berlin. Die Veranstaltung möchte die vergessene Fußballrealität im geteilten Deutschland wieder ins Gedächtnis rufen und die Erinnerungen wichtiger Zeitzeugen teilen und diskutieren. Mit Norbert Nachtweih berichtet ein ehemaliger Spieler über seine Flucht aus der DDR und seine Erfahrungen in der neuen Heimat.

Die Zeit des Kalten Krieges wird zumeist mit großen Armeen und Atomwaffen, verfeindeten Ideologien und dem Mauerbau in Verbindung gebracht. Daneben gab es aber auch eine sportpolitische Komponente, die sich – nicht selten von der Öffentlichkeit wenig beachtet – hinter den Kulissen abspielte. Denn Sport war Teil des Kampfes der Ideologien während des Kalten Krieges. Wenn Fußballmannschaften aus der Bundesliga auf Mannschaften aus der DDR-Oberliga aufeinandertrafen, handelte es sich nicht bloß um eine sportliche, sondern auch um eine systempolitische Auseinandersetzung: Wer siegte, bewies zugleich die Überlegenheit des jeweiligen Heimatsystems.

Daneben gab es aber auch eine zutiefst menschliche Komponente bei den Sportlern. Die Spiele der Eintracht in der DDR bewegten sich immer wieder in diesem politischen Spannungsverhältnis des deutsch-deutschen Fußballspielverkehrs. Der Wunsch des Vereins nach Kontakten zu DDR-Mannschaften, um die menschliche Annäherung im geteilten Deutschland über den Fußballsport zu ermöglichen, lief zuweilen in Gefahr in die Unberechenbarkeiten des Kalten Krieges involviert zu werden. Hierzu zählten nicht zuletzt die so genannten Republikfluchten von DDR-Fußballern. Bei Eintracht Frankfurt fanden Spieler wie Jürgen Pahl, Norbert Nachtweih oder der Trainer Jörg Berger eine neue sportliche Heimat. Doch erschwerten solche Vorgänge auch die normale Aufnahme sportlicher Beziehungen mit DDR-Mannschaften enorm. Während andere Bundesligisten in den 1970er/80er Jahren in die DDR reisten, um den Traum von der Einheit Deutschlands durch Fußballspielen am Leben erhalten, wurde Eintracht Frankfurt von den DDR-Verantwortlichen äußerst kritisch gesehen und zuweilen geschnitten.

Referenten:

Norbert Nachtweih / Dr. René Wiese (Zentrum deutsche Sportgeschichte)

Ort: Aula des Burggymnasiums Friedberg

 

Pressebericht Wetterauer Zeitung