Nach drei Jahren und 5.000 Kilometern ist die Ausstellung „Vergessene Rekorde – Jüdische AthletInnen vor und nach 1933“ auf ihrer letzten Station zu Gast in Rostock. Von Karlsruhe aus macht sie sich auf den Weg in das von der Geschichtswerkstatt betriebene Kröpeliner Tor. Am 19. November wird die Ausstellung dort um 17 Uhr eröffnet. Dr. Carina Sophia Linne (Universität Potsdam) wird aus diesem Anlass einen Vortrag zum Thema „Erinnerungskultur im Sport“ halten.
Die in Kooperation mit dem Zentrum deutsche Sportgeschichte Berlin-Brandenburg e.V. im Jahre 2008 erstellte Ausstellung der Universität Potsdam präsentiert 22 Text- und Bildtafeln und fünf audiovisuelle Stationen mit historischen Filmen und Bilddokumenten über die Schicksale von drei jüdischen Leichtathletinnen und weiterer jüdischer Spitzensportler. Ermöglicht wurde die Wanderausstellung durch finanzielle Förderung der Bundeszentrale für politische Bildung und der DFB-Kulturstiftung. Premiere feierte die Ausstellung im Juni 2009 im Rahmen des Kulturprogramms der Leichtathletik-Weltmeisterschaft in Berlin. Seit November 2010 wandert die Ausstellung durch das gesamte Bundesgebiet.
Initiator Prof. Hans Joachim Teichler und sein Team der „Vergessenen Rekorde“ hoffen zum Abschluss der Wanderschaft, dass die Rostocker Bürger und Tagesbesucher aus dem ländlichen Umland sowie zahlreiche Schülerinnen den Weg in diese wichtige Ausstellung finden: „Die Geschichtswerkstatt ist die 15. und vorerst letzte Station der Ausstellung, mit der wir am Beispiel von drei Leichtathletinnen das Schicksal jüdischer Sportler im NS-Regime nachzeichnen. Da der Sport in der Gegenwart lebt, bestenfalls das Morgen plant, in der Regel aber die Vergangenheit vergisst, ist es wichtig, sich im zeitlichen Umfeld des 75. Jahrestages des Novemberpogroms an dieses dunkle Kapitel der deutschen Sportgeschichte zu erinnern. In vorauseilendem Gehorsam und ohne staatlichen Zwang schlossen zahlreiche Vereine im Wettlauf um die Gunst der neuen Machthaber 1933 ihre jüdischen Mitglieder aus. Die jüdische Sportbewegung erlebte daher im Vorfeld der Olympischen Spiele von 1936 in Deutschland eine Scheinblüte. Nach den Spielen nahmen die Drangsalierungen zu. Das Novemberpogrom von 1938 bedeutete auch das Ende der jüdischen Sportbewegung in Deutschland. Daran wollen wir in Rostock erinnern.“
Dr. Carina Sophia Linne, Koordinatorin der „Vergessenen Rekorde“, fügt hinzu: „Es ist überaus erfreulich, dass wir mit dieser kleinen multimedialen Ausstellung weiterhin Städte, Vereine oder Erinnerungsstätten, wie zuletzt in Kiel, Karlsruhe und jetzt in Rostock, erreichen. Das zeigt, dass die Erinnerungskultur im Sport nicht auf das Abstellgleis gehört. Gleichzeitig suchen wir allerdings einen neuen Sponsor für die Ausstellung, deren Wanderschaft drei Jahre lange von der Bundeszentrale für politische Bildung gefördert worden ist und nun zum Abschluss kommt.“ Für die Leihnahme der „Vergessene Rekorde“ in Rostock konnte die Geschichtswerkstatt außerdem die LAG Soziokultur M-V und die Hansestadt Rostock als Kooperationspartner gewinnen.
Die Ausstellung wird bis zum 26. Januar 2014 im Kröpeliner Tor zu sehen sein. Dieses ist täglich (außer an Feiertagen) von 10 bis 17 Uhr geöffnet.
Weitere Informationen zur Ausstellung:
Dr. Carina Sophia Linne, Sporthistorikerin, Universität Potsdam, Telefon: 0175.1619357, E-Mail: clinne@uni-potsdam.de
Internet: www.vergessene-rekorde.de
Wir bitten um Verbreitung bzw. Veröffentlichung und laden herzlich zur Eröffnung und zum Besuch der Ausstellung ein.
19.11.2013: Ausstellungseröffnung in Rostock: „Vergessene Rekorde“