Ost-Berlin, 15. September 1982. Im Europapokal der Landesmeister treffen in der ersten Runde der Hamburger SV und der Ost-Berliner Stasi-Club BFC Dynamo aufeinander. Auf das Spiel haben sich nicht nur die beiden Mannschaften, sondern auch das Ministerium für Staatssicherheit vorbereitet. Die in der DDR beliebten HSV-Stars um Horst Hrubesch und Bernd Wehmeyer werden akribisch auf Schritt und Tritt beobachtet und von den ostdeutschen Fans abgeschirmt. Diese Strategie wird auch im Stadion weiterverfolgt. Dort herrscht eine eigenartige Atmosphäre. Die Eintrittskarten werden fast ausschließlich an Angehörige der staatlichen Organe verkauft. Kontakt, Sympathiebekundungen oder gar Verbrüderungen zwischen Ost und West sollen mit Vehemenz verhindert werden. Damit beraubte sich der BFC eines natürlichen Heimvorteils einer anfeuernden Stadionkulisse. Obwohl das Spiel mit 1:1 sportlich durchwachsen ausgeht, zeigt es ein Stück deutsch-deutscher Realität im geteilten Deutschland.
Neben diesem Europapokalauftritt des HSV aus dem Jahr 1982 ist die HSV-Geschichte reich an weiteren Kapiteln deutsch-deutscher Fußballvergangenheit aus vier Jahrzehnten deutscher Teilung. Die Podiumsveranstaltung möchte an die politische Abgrenzung im geteilten Deutschland erinnern, aber ebenso aufzeigen, wie es den Deutschen in Ost und West mit raffinierten Doppelpässen immer wieder aufs Neue gelang, die Realität der Mauer zu umspielen. Die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und der Hamburger SV laden am 08.11.2023, 19.00 herzlich in die Zentralbibliothek der Hamburger Öffentlichen Bücherhallen (Hühnerposten 1, 20097 Hamburg) ein. Nach einem Vortrag von Dr. René Wiese (Zentrum deutsche Sportgeschichte) diskutiert Andreas Käckell (NDR) mit den HSV-Legenden Bernd Wehmeyer und Rudi Kargus sowie mit dem HSV-Fan aus der ehem. DDR, Ralf Borchert, über Erfahrungsräume und Fußball im geteilten Deutschland.