30.10.2008: Vortrag: Stahl Feuer. Die Fußballer des Stahl- und Walzwerkes Brandenburg

Begrüßung:
Dr. Hans-Georg Kohnke, Direktor Stadtmuseum/Museum im Frey-Haus Brandenburg an der Havel
Vortrag:
Dr. Uta Klaedtke, Zentrum deutsche Sportgeschichte

Die in Brandenburg an der Havel geborene Soziologin und ehemalige Leichtathletin Dr. Uta Klaedtke referierte auf Einladung des Stadtmuseums Brandenburg im Rahmenprogramm der Ausstellung „Doppelpässe – Wie die Deutschen die Mauer umspielten“ einen Teilaspekt ihrer Dissertation, die sich mit verschiedenen Betriebssportgemeinschaften in der DDR beschäftigte. Im Mittelpunkt des Vortrages stand „Stahl Feuer! Die Fußballer des Stahl- und Walzwerkes Brandenburg zwischen politischer Anpassung und betrieblichem Eigensinn“. „Stahl Feuer!“, dieser Anfeuerungsruf der Brandenburger Schlachtenbummler war im Stadion an der Quenzbrücke zu einem regionalen Markenzeichen der Stahl-Elf in der DDR-Oberliga geworden. Der 1950 gegründeten Betriebssportgemeinschaft (BSG) gelang Anfang der 1980er Jahre mit großzügiger Unterstützung des Stahl- und Walzwerkes der Aufstieg in die DDR-Oberliga. Es folgte Mitte der 1980er Jahre die einzige und letzte Teilnahme der Stahl-Elf am UEFA-Cup als Fünftplatzierte der Oberliga. Die Autorin zeichnete diese für den DDR-Fußball untypische Entwicklung einer BSG, der es gegen die Konkurrenz der vom DTSB der DDR gelenkten und besonders geförderten Fußballclubs, bis in den UEFA-Cup schaffte, nach. Die Sonderstellung der Sektion Fußball innerhalb der BSG Stahl als auch das herausgehobene finanzielle Engagement des Stahl- und Walzwerkes ermöglichte es, dass in Brandenburg eine Mannschaft aus abgeschriebenen Oberliga-Spielern und jungen Talenten zusammenwuchs, die es in der gesteuerten DDR-Fußballlandschaft nicht hätte geben dürfen. Das Projekt „Fußball“ diente jedoch als Mittel der Identifikation der Stahlwerker mit der Stadt Brandenburg, ein im SED-Staat schwieriges Unterfangen. Der Spagat zwischen politischer Anpassung und dem regionalen Eigensinn dieses Phänomens wurde insbesondere in der anschließenden Debatte mit vielen anwesenden Zeitzeugen rege diskutiert.

Veranstalter: Stadtmuseum/Museum im Frey-Haus Brandenburg an der Havel, Zentrum deutsche Sportgeschichte
Veranstaltungsort: Stadtmuseum/Museum im Frey-Haus Brandenburg an der Havel, Ritterstraße 96, 14770 Brandenburg an der Havel