Sehr geehrte Damen und Herren,
das Zentrum deutsche Sportgeschichte e. V. und die Universitäten Potsdam und Hannover zeigen vom 23. Juli bis zum 16. August 2015 auf dem Washingtonplatz vor dem Berliner Hauptbahnhof die Ausstellung „Zwischen Erfolg und Verfolgung – Jüdische Stars im deutschen Sport bis 1933 und danach“. In einer großformatigen skulpturalen Präsentation würdigt die Ausstellung das große Verdienst jüdischer Sportlerinnen und Sportler für die Entwicklung des modernen Sports in Deutschland und dokumentiert anhand ausgewählter Porträts deren Verfolgung in der Zeit des Nationalsozialismus. Die Ausstellung ist Teil des Kulturprogramms der zeitgleich in Berlin stattfindenden European Maccabi Games, deren erstmalige Austragung in Deutschland eine hohe symbolische Bedeutung besitzt.
Im Mittelpunkt der Ausstellung stehen 17 herausragende deutsch-jüdische Sportlerpersönlichkeiten, die als Nationalspieler, Welt- und Europameister, Olympiasieger und Rekordhalter zu den gefeierten Idolen ihrer Zeit zählten. Mit überlebensgroßen Silhouetten wird an ihr Leben und ihre Erfolge erinnert. Kulturstaatsministerin Prof. Monika Grütters erläutert dazu: „Die Ausstellung dokumentiert eindrucksvoll Leben und Schicksal dieser bedeutenden deutsch-jüdischen Sportler. Diese Athletinnen und Athleten waren die Sportstars ihrer Zeit. Es ist und bleibt für Deutschland eine immerwährende moralische Verpflichtung, die Verbrechen der Nationalsozialisten aufzuarbeiten, ihrer Opfer zu gedenken und die Erinnerung auch in nachfolgenden Generationen wach zu halten. Daher unterstütze ich auch diese Präsentation im öffentlichen Raum aus Mitteln meines Hauses.“
Nur weil sie Juden waren, wurden diese Frauen und Männer während der NS-Zeit aus ihren Sportvereinen ausgeschlossen, Titel wurden aberkannt. Günter Saathoff, Vorstand der Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ) bekräftigt: „‘Zwischen Erfolg und Verfolgung‘ zeigt eindrücklich, wie die NS-Diktatur in allen gesellschaftlichen Bereichen ihre rassistische Ideologie umgesetzt hat. Der Sport war davon nicht ausgenommen. Jeder in Deutschland konnte im Lebensalltag sehen und erfahren, wie Diskriminierung und Ausgrenzung von Juden schließlich in Verfolgung mündeten.“ Dem deutschen Fußballpionier Walther Bensemann, Mitbegründer des Deutschen Fußball-Bundes, blieb wie vielen anderen nur die Flucht. Nicht wenige Sportler, wie der Fußballnationalspieler Julius Hirsch oder die zehnfache Deutsche Leichtathletikmeisterin Lilli Henoch, wurden deportiert und ermordet. Ralph Klein entkam nur knapp der Deportation nach Auschwitz. Nach dem Krieg war er israelischer, später deutscher Basketball-Nationaltrainer.
Vorgestellt werden ebenfalls die Biografien der Fechtolympiasiegerin Helene Mayer, des Schachweltmeisters Emanuel Lasker, des Meisterboxers Erich Seelig, der Deutschen Tennismeisterin Nelly Neppach, der Deutschen Speerwurfmeisterin Martha Jacob, der Leichtathletin Gretel Bergmann, der Turnolympiasieger Alfred und Gustav Felix Flatow, der Europameister im Gewichtheben beziehungsweise im Ringen Julius und Hermann Baruch, des Eishockeyspielers Rudi Ball und des deutschen Fußballnationalspielers Gottfried Fuchs.
Die Ausstellung bietet mit der Schwimmerin Sarah Poewe aber auch einen Ausblick und stellt eine wichtige Verbindung zur Gegenwart her. Poewe gewann als erste jüdische Athletin nach Ende des Zweiten Weltkrieges für Deutschland eine olympische Bronze-Medaille 2004 in Athen.
Anlass der Ausstellung sind die European Maccabi Games, an denen vom 27. Juli bis 5. August über 2.000 jüdische Sportlerinnen und Sportler aus etwa 30 Staaten teilnehmen werden.
„Dass sich 70 Jahre nach der Befreiung jüdische Athleten zu den European Maccabi Games in Berlin treffen, ist Ausdruck gelebter Freundschaft. Mit dem jüdischen ‚Dreamteam‘ direkt vor dem Hauptbahnhof wollen wir die gesellschaftliche, aber auch historische Dimension dieser Spiele zeigen. Denn das Erinnern ist und bleibt der Boden für unser Zusammenleben heute“, begründet DFB-Präsident Wolfgang Niersbach das Engagement der DFB-Kulturstiftung.
Gefördert wird die Ausstellung durch die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien (BKM), die DFB-Kulturstiftung, die Stiftung „Erinnerung, Verantwortung und Zukunft“ (EVZ) und die Deutsche Bahn Stiftung.
Autoren sind die Historiker Dr. Berno Bahro, Prof. Dr. Hans Joachim Teichler (beide Potsdam), Prof. Dr. Lorenz Peiffer sowie Dr. Henry Wahlig (beide Hannover).
Die Ausstellung ist zweisprachig (deutsch/englisch) und über QR-Codes mit einer Online-Ausstellung verknüpft, auf der ergänzende Texte, Fotos und Filme ausführlich die jüdische Geschichte des deutschen Sports dokumentieren: www.juedische-sportstars.de [Freischaltung erfolgt am 1. Juli 2015]. Mit dem Sammelkartensatz JEWISH ALLSTARS des Instituts für angewandte Geschichte e. V. wird die Ausstellung um eine außergewöhnliche Publikation zwischen Sportgeschichte, politischer Bildung und Comic-Kunst ergänzt.
Ebenfalls zum Kulturprogramm der European Maccabi Games gehören die Ausstellungen „Vergessene Rekorde. Jüdische Athletinnen vor und nach 1933“ des Zentrums deutsche Sportgeschichte e. V. sowie „Sport unter dem Davidstern“ des Sportmuseums Berlin, die im Haus des Deutschen Sports (Lichthof) im Olympiapark Berlin gezeigt werden, dem Austragungsort der Wettkämpfe.
Kontakt
Zentrum deutsche Sportgeschichte e. V.
Dr. Berno Bahro
Veteranenstraße 1410119 Berlin
Tel.: 0175-1407470
E-Mail: bernobahro@zentrum-deutsche-
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