Jutta Braun erhält den Zeitgeschichte Digital-Preis 2019 für einen Beitrag über Fußball und Gewaltprävention
Am Leibniz-Zentrum für Zeithistorische Forschung Potsdam (ZZF) wurde am Donnerstagabend zum dritten Mal der Zeitgeschichte Digital-Preis verliehen. Der vom Verein der Freunde und Förderer des ZZF gestiftete und mit 500 Euro dotierte Preis ging an die Historikerin Dr. Jutta Braun vom ZZF Potsdam für ihren Beitrag „Vom Troublemaker zum Integrationsstifter? Fußball und Gewalt-prävention in Deutschland vor und nach 1989“. Ihr Aufsatz erschien im vergangenen Jahr in der Fachzeitschrift Zeithistorische Forschungen, die dreimal jährlich online im Open Access und in einer parallelen Druck-Ausgabe erscheint.
Insgesamt waren 15 Beiträge nominiert, die auf den vier am ZZF Potsdam entwickelten und redaktionell betreuten Online-Portalen zeitgeschichte | online, Zeithistorische Forschungen, Visual History und Docupedia Zeitgeschichte im vergangenen Jahr veröffentlicht wurden.
Der von der Jury als „besonders preiswürdig“ ausgewählte Beitrag der Historikerin Jutta Braun erschien in einem Themenheft der Zeithistorischen Forschungen, das die Abkehr der Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland von Handlungsmustern der Gewalt nachzeichnet. Der Beitrag von Jutta Braun untersucht, wie in der Bundesrepublik so unterschiedliche Akteure wie Staat, Wissenschaft und Deutscher Fußballbund (DFB) der Gewalt von Fußballanhängern begegneten und kontrastiert dies mit der Sicherheitspolitik in der DDR. Braun zeigt zudem, wie mit Mauerfall und staatlicher Einheit eine neue Bedrohungslage entstand, auf die nun auch der Sport konsequent mit seiner Fanarbeit reagierte. Die Autorin betont die wachsende gesellschaftspolitische Rolle der Fußballfans: „Projizierte die Öffentlichkeit in der Vergangenheit ihre Gefühle auf die Nationalspieler, sodass die »Helden von Bern« als vermeintliche Inkarnation des deutschen »Wirtschaftswunders« galten, so sind es heute vermehrt die Fußball-Anhänger, die als Seismograph für den Zustand der Gesellschaft stehen. Gewaltprävention im Fußball ist heute zugleich immer Selbstverständigung über gesellschaftliche Integration.“
In seiner Laudatio betonte der Vorsitzende des Fördervereins, Professor Helmut Knüppel: „Die Präsentation dieser übergreifenden Erkenntnisprozesse ist in beeindruckender Weise interdisziplinär ausgerichtet, anhand einer Vielzahl unterschiedlicher Quellen belegt,dem Rezipienten vorzüglich und anschaulich zugänglich gemacht und von einer hohen Aktualität.“
Der Verein der Freunde und Förderer des Leibniz-Zentrums für Zeithistorische Forschung Potsdam e.V. zeichnet seit 2017 jährlich bis zu zwei Online-Beiträge aus, die die Möglichkeiten einer digitalen Veröffentlichung mit überraschenden inhaltlichen Ergebnissen verbinden. Der Zeitgeschichte Digital-Preis ist die erste Auszeichnung in Deutschland, die sich dezidiert digita-len Publikationen in den Geschichtswissenschaften widmet.
Die Jury bildeten in diesem Jahr: Dr. Hans Ehlert, Professor Christoph Kleßmann,
Dr. Christopher Neumaier, Dr. René Schlott, Eberhard Weniger und Professor Knüppel.