Sporthistorischer Dialog
30 Jahre Mauerfall – 30 Jahre Freiheit
Vom kalten Krieg, großer Politik, den Olympischen Spielen und Fußball-Ländervergleichen bis hin zur Freundschaftsbegegnung zwischen einer Frankfurter (Main) Thekenmannschaft und einer Thüringer Alte Herren-Truppe reichte die Bandbreite der deutsch-deutschen Geschichte(n), die am 26. November in der Mehrzweckhalle des Landessportbundes in Frankfurt vorgestellt wurden.
Unter dem Titel „30 Jahre Mauerfall – 30 Jahre Freiheit“ hatte der Arbeitskreis Sport und Geschichte des Landessportbundes Hessen e.V. (lsb h) Historiker/-innen und Zeitzeugen eingeladen, die bekannte und neue spannende Aspekte der deutsch-deutschen Sportgeschichte vortrugen.
„Es tut einer großen Sportorganisation gut, nicht nur auf die Gegenwart zu achten oder Erfolge zu feiern, sondern auch zu schauen, wo wir herkommen“, lobte der Präsident des Landessportbundes Hessen, Dr. Rolf Müller, den Arbeitskreis Sport und Geschichte mit Peter Schermer an der Spitze. Der Arbeitskreis hatte die Veranstaltung gemeinsam mit dem Geschäftsbereich Schule, Bildung, Personalentwicklung des lsb h vorbereitet und organisiert.
Die Auseinandersetzung der Systeme
Den Hauptvortrag hielt die Historikerin Dr. Jutta Braun, Vorsitzende des Zentrums deutsche Sportgeschichte Berlin-Brandenburg. Sie gab einen Überblick über die „Geschichte des innerdeutschen Sportverkehrs“. Angefangen von den gemeinsamen Olympia-Teams, die 1956, 1960 und 1964 von West- und Ostdeutschen Sportlern gebildet werden mussten, über die besondere Rolle (West) Berlins als Brückenkopf des „Westens“ und den Mauerbau als Tiefpunkt der Systemauseinandersetzung zwischen Ost und West, schilderte sie anschaulich und mit zahlreichen, zum Teil heute skurril wirkenden Details, wie die DDR-Führung mit dem Thema umgegangen ist und wie ernst das SED-Regime die Auseinandersetzung mit dem kapitalistischen Westen auf allen Ebenen nahm.
Fußball zur Wendezeit
Hardy Grüne, Fußballfan und Mitherausgeber von „Zeitspiel – Magazin für Fußball-Zeitgeschichte“ beleuchtete im Anschluss die Wendezeit mit besonderem Blick auf den Fußball. Z
Freundschaftsspiel mit 30 Jahren Vorlaufzeit
Wie sich lokale Sportbegegnungen zwischen West und Ost auswirken können und welche Langzeitwirkungen diese mitunter entfalteten, wurde beim Vortrag von Berthold Helmke deutlich. Helmke war von 1980 bis 1990 Vorsitzender des SV Steinbach und hatte eine ganz besondere Geschichte im Gepäck: Anfang Februar 1955 trifft beim Vorstand des zwischen Fulda und Bad Hersfeld liegenden Clubs ein Schreiben der Sportgemeinschaft Borsch/Rhön, Kreis Bad Salzungen ein, in dem die Sportler aus Thüringen ihr Interesse an einem Freundschaftsspiel deutlich machen. Gut zwei Jahre nach dieser ersten Kontaktaufnahme und nach etlichen Briefen, die hin und herwechselten, kam es am 12. Mai 1957 in Steinbach tatsächlich zu einer Begegnung zweier Mannschaften aus Thüringen und Hessen.
Talkrunde mit Zeitzeugen
In der anschließenden Gesprächsrunde unter der Leitung von Axel „Beve“ Hoffmann (Eintracht Frankfurt Museum) vertieften Dr. Jutta Braun, Hardy Grüne und Berthold Helmke gemeinsam mit lsb h-Vizepräsident Ralf-Rainer Klatt das Thema und ergänzten das bisher Gesagte um eigene Erfahrungen und Einschätzungen. Ins Gespräch eingebunden waren auch Gäste aus Thüringen, darunter Werner Schmelz, der auf Seiten der BSG Borsch bereits 1987 maßgeblich an der Partnerschaft zwischen den Sportlern aus Hessen und Thüringen beteiligt war.
Markus Wimmer