5:0! So lautet das standesgemäße Ergebnis eines Freundschaftsspiels zwischen der Eintracht und dem DDR-Zweitligisten Motor Dessau 1956 im saarländischen Völklingen. Während die Presse von dieser deutsch-deutschen Begegnung kaum Notiz nimmt, geht hinter den Kulissen im DDR-Fußballverband ein handfester politischer Skandal über die Bühne. Die Mannschaft von Motor Dessau wird vom Spielverkehr ausgeschlossen, es rollen Köpfe von Dessauer Funktionären. Grund: Aus Sicht der SED hätte das Spiel nie stattfinden dürfen. Das klare 5:0 bedeutet ein politischer Schaden für die DDR, da die Überlegenheit des Sozialismus nicht demonstriert werden konnte.
Die Spiele der Eintracht in der DDR bewegen sich immer wieder in diesem politischen Spannungsverhältnis des deutsch-deutschen Fußballspielverkehrs. Der Wunsch des Vereins nach Kontakten zu DDR-Mannschaften, um die menschliche Annäherung im geteilten Deutschland über den Fußballsport zu ermöglichen, läuft zuweilen in Gefahr in die Unberechenbarkeiten des Kalten Krieges involviert zu werden. Hierzu zählen ebenso die so genannten Republikfluchten von DDR-Fußballern. Bei Eintracht Frankfurt finden Spieler wie Jürgen Pahl, Norbert Nachtweih, oder der Trainer Jörg Berger eine neue sportliche Heimat. Doch erschwert gerade diese Tatsache die Aufnahme eines Freundschaftsspielverkehrs mit DDR-Mannschaften enorm. Während andere Bundesligisten in den 1970er/80er Jahren in die DDR reisen, um den Traum von der Einheit Deutschlands durch Fußballspielen am Leben erhalten, wird Eintracht geschnitten.
Die Hessische Landeszentrale für politische Bildung und das Eintracht Frankfurt Museum begrüßen
am Dienstag, den 23. Oktober 2018, um 19:30 Uhr den ehemaligen Eintracht-Spieler Norbert
Nachtweih und den Sporthistoriker Dr. René Wiese vom Zentrum deutsche Sportgeschichte, Berlin.
Die Veranstaltung möchte die vergessene Fußballrealität im geteilten Deutschland wieder ins
Gedächtnis rufen und die Erinnerungen wichtiger Zeitzeugen teilen und diskutieren. Mit Norbert
Nachtweih berichtet ein ehemaliger Spieler über seine Flucht aus der DDR und seine Erfahrungen in
der neuen Heimat. Auch ehemalige Fans aus Ost und West kommen an dem Abend zu Wort.
Moderiert wird die Veranstaltung von Axel Hoffmann.
Pressebericht Gelnhäuser Zeitung