Helmut Schöns Erfolgsbilanz ist einzigartig. Mit je einem EM- und WM-Titel (1972, 1974), einer Vizeweltmeisterschaft und Vizeeuropameisterschaft (1966, 1976) sowie einem dritten Platz bei der WM 1970 ist er bis heute der erfolgreichste Nationaltrainer der Welt. Doch war dieser Karriereweg nach dem Kriegsende 1945 nicht absehbar. Der Star des Dresdner SC musste anfangs nicht nur das Überleben in der zerstörten Elbmetropole sichern, sondern war ebenso mit dem politischen Bekenntniszwang durch das junge SED-Regime konfrontiert. Bereits ein Jahr nach seiner Inthronisierung zum DDR-Nationaltrainer entschied sich Helmut Schön 1950 zur Flucht aus der DDR und ging über West-Berlin nach Wiesbaden. Doch war damit das Kapitel DDR für ihn nicht beendet. Schön banden die in Dresden verbliebenen Eltern und Freunde an seine Heimatstadt, auch seine spätere Trainertätigkeit beim DFB führte ihn beruflich häufig in die DDR. Doch war der „Republikflüchtling“ bis 1989 fortwährend im Fokus des Staatssicherheitsdienstes der DDR. Seine Popularität in Ostdeutschland als auch sein gesamtdeutsches Wirken war der SED ein Dorn im Auge.
Die Vortragveranstaltung möchte anhand biografischer Sequenzen aus dem Leben und Wirken von Helmut Schön an die Realität des Fußballs im geteilten Deutschland erinnern. Der Sporthistoriker Dr. René Wiese (Zentrum deutsche Sportgeschichte) referiert über wenig bekannte Ausschnitte aus der Biografie von Helmut Schön, seiner Zeit in der DDR und den Bemühungen des SED-Staates Helmut Schöns Wirkkreis einzudämmen.
Der Sportkreis Wiesbaden und die Landeszentrale für politische Bildung Hessen laden hierzu am Mittwoch, 01. November 2017, um 18.00 Uhr in den Festsaal des Rathauses Wiesbaden.