26.04.2017: Podiumsveranstaltung in Hamburg: „Fußball um die Wurst – der FC St. Pauli und die deutsch-deutsche Nachkriegszeit“

Es war der spätere Bundestrainer Helmut Schön, der in seinen Memoiren kalorienreich beschrieb, wie sein temporäres Fußball-Engagement beim FC St. Pauli nach 1945 das Überleben in der Nachkriegszeit sicherte: Der Dresdner „Zonenspringer“ Schön pendelte zwischen der Hansestadt und sächsischen Elbmetropole, um für den FC St. Pauli die Fußballstiefel zu schnüren. Die Entlohnung: Wurstwaren und rare Lebensmittel, die er in seinem Auto versteckte und so heimlich in die Sowjetische Besatzungszone (SBZ) einführte.

In dieser Zeit war der FC St. Pauli für viele Fußballer aus der SBZ/DDR ein Magnet – wovon der Verein sportlich profitierte: Binnen kurzer Zeit gelang den Kiezkickern der Sprung vom Stadtteilverein zum Anwärter auf die Deutsche Meisterschaft.

Bis zum Mauerbau 1961 spielte der FC St. Pauli außerdem mehrfach gegen ostdeutsche Fußballmannschaften. Diese Fußballspiele spiegeln die politischen Dimensionen und die nationale Zerrissenheit des geteilten Deutschlands wider. Gerade in dieser Frühzeit der deutschen Teilung war das Moment „Annäherung durch Fußball“, trotz der ständig währenden Konfrontation der beiden politischen Systeme, eine Vision bei Spielern, Fans und Funktionären, um dem Traum von der Einheit Deutschlands ein Stückchen näher zu kommen.

Die Podiumsveranstaltung möchte an die Realität des Fußballs im geteilten Deutschland erinnern. Die Landeszentrale für politische Bildung Hamburg und der Verein „1910 – Museum für den FC St. Pauli e.V.“ haben eigens dafür Historiker und Zeitzeugen ins neue Foyer des zukünftigen FC St. Pauli-Museums geladen. Vortrag: Dr. René Wiese (Zentrum deutsche Sportgeschichte), Herbert Kühl (Spieler des FC St. Pauli 50er/60er Jahre), Michael Pahl (Historiker und Autor, Vereinsvorstand 1910 e.V. ), Dieter Rittmeyer (Zeitzeuge und Archivar FC St. Pauli) sowie weitere Gäste. Moderation: Christoph Nagel (Historiker und Autor, Vereinsvorstand 1910 e.V.).

26.04.2017, 19.00 Uhr

FC St. Pauli-Museum (Foyer), Heiliggeistfeld 1, 20359 Hamburg

Der facettenreiche Abend fand im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Sport in Politik, Geschichte und Gesellschaft“ der Landeszentrale für politische Bildung Hamburg in Zusammenarbeit mit dem Zentrum deutsche Sportgeschichte statt, und so konnte sich Gastgeber 1910 – Museum für den FC St. Pauli e.V. nicht nur über die erfolgreiche Einweihung des (noch von den Bauarbeiten geprägten, aber dank vieler Helfer einsatzbereiten) Foyers, sondern auch über eine gelungene Kooperation

Nachbericht

 

 

Fotos: Antje Frohmüller (www.afroh.de)