22.10.2019: Fußball als einigendes Band? – SV Darmstadt 98 und Wismut Aue im geteilten Deutschland

Im Sommer 1988 sorgt die Flucht eines DDR-Fußballers für Schlagzeilen. Vor dem deutsch-deutschen Fußballvergleich zwischen dem SV Darmstadt 98 und dem DDR-Team von Fortschritt Bischofswerda nutzt der Spieler Volker Wenzel die Chance zur Flucht aus der DDR. Der Wunsch des Vereins nach Kontakten zu DDR-Mannschaften, um die menschliche Annäherung im geteilten Deutschland über den Fußballsport zu ermöglichen, läuft zuweilen Gefahr, in die Unberechenbarkeiten des Kalten Krieges involviert zu werden. Gerade die so genannten „Republikfluchten“ von DDR-Sportlern sorgen für sportpolitische Spannungen im deutsch-deutschen Sportverkehr. Der SV 98 hat bereits einige Jahre vorher damit Erfahrungen machen müssen. Als 1979 der später bekannte Fußballtrainer Jörg Berger über Jugoslawien aus der DDR flüchtete, war sein erstes Trainerengagement bei den Lilien in Darmstadt – eine folgenreiche Verpflichtung. Die Lilien wurden fortan im deutsch-deutschen Sportkalender gemieden.

Anlässlich des 30. Jahrestages der Mauerfalls möchte die Veranstaltung die vergessene Fußballrealität im geteilten Deutschland wieder ins Gedächtnis rufen. Im Vorfeld der Zweitliga-Begegnung SV Darmstadt 98 gegen Erzgebirge Aue bietet das sportliche Aufeinandertreffen der beiden Clubs die Gelegenheit, die geteilte Fußballgeschichte vor 1989 in den Blick zu nehmen und anhand ausgewählter Höhepunkte der Clubgeschichte der Lilien und des ostdeutschen Teams von Aue deutsch-deutsche Fußballgeschichte zu erzählen. Gesellschaftliche und politische Verhältnisse werden am Beispiel des Fußballs sichtbar und können auf aktuelle Fragen des Zusammenlebens bezogen werden. Fußball ist daher ein wichtiger Anknüpfungspunkt für politische Bildung.

Zu den Podiumsgästen:

Jürgen Pforr: Der ehemalige Lilien-Co-Trainer arbeitete mit Jörg Berger zusammen. Berger war aus der DDR geflohen und hatte in Darmstadt seine erste Trainerstation im „Westen“. Pforr hat somit tiefe Einblick erhalten und wird viel zur Thematik erzählen können.
Hans Richter: Der frühere DDR-Nationalspieler floh im Oktober 1989 – kurz vor dem Mauerfall – aus der DDR und wurde in Südhessen heimisch.
Uwe Kuhl: In Darmstadt bestens bekannt – unser Präsidiumsbeauftragter für das Nachwuchsleistungszentrum war Mitte der 80er Stürmer der Lilien und dadurch auch bei einem Freundschaftsspiel der 98er in Bischofswerda (1986) beteiligt. Er wird uns von seinem Tor dort, aber vor allem von seinen Erlebnissen vor Ort berichten.

Termin: Dienstag, 22.10.2019, 19.00 Uhr

Ort: Fanprojekt

Erbacher Str. 1,

64283 Darmstadt

Veranstaltungsbericht

v.l.n.r.: Jürgen Pforr, Hans Richter, Dr. René Wiese, Uwe Kuhl, Sebastian Bona