In Kooperation mit der Deutschen Akademie für Fußball lädt der 1. FC Nürnberg am Dienstag, 18.06.2019, zu einer Veranstaltung in die Stuhlfauth Stuben (Valznerweiherstraße 200, 90480 Nürnberg). Dr. Rene Wiese, Vorsitzender des Zentrums deutsche Sportgeschichte in Berlin, erinnert ab 19 Uhr an die Realität des Fußballs im geteilten Deutschland. „Klassenkampf im Flutlicht – der Club und die deutsche Teilung“ lautet der Titel, der Eintritt ist an diesem Abend frei.
Ex-Club-Profi Dieter „Jogi“ Lieberwirth wird seine Eindrücke als Spieler von den Club-Reisen des 1. FC Nürnberg in die DDR nach Leipzig und Magdeburg wiedergeben und über Frank Lippmann berichten, mit dem er beim Club zusammen spielte.
Zum Hintergrund:
19. Juni 1948. Alle Zeitungen in den drei Westzonen verkünden die Einführung der Deutschen Mark. Nach der Währungsreform ist das Verhältnis der einstigen Alliierten zerrüttet, die Sowjets reagieren mit der Blockade von Berlin. Die erste deutsche Fußballmeisterschaft nach dem Zweiten Weltkrieg gerät dadurch in höchste Gefahr. Im Viertelfinale muss der 1. FC Nürnberg als Meister der Oberliga Süd gegen den Ostzonenmeister SG Planitz antreten. Doch der Ostmeister tritt nicht an. Der Club kommt kampflos weiter, schaltet im Halbfinale den FC St. Pauli aus und wird mit einem Sieg über den 1. FC Kaiserslautern zum siebten Mal Deutscher Meister. Doch warum darf die SG Planitz, der Vorläufer der späteren sozialistischen Vorzeigemannschaft ZSG Horch Zwickau, nicht antreten?
13. August 1961. In Berlin riegelt das SED-Regime die Grenzen zu West-Berlin ab und beginnt mit dem Bau der Berliner Mauer. Völlig unerwartet erscheint in der „Neue Fußballwoche“, dem Fachblatt des DDR-Fußballverbandes, ein Wortbeitrag des Nürnberger Fußballidols und Weltmeisters Max Morlock. Der Kapitän des 1. FC Nürnberg wird mit den Worten zitiert, dass er und seine Mitspieler im Falle einer deutsch-deutschen Europapokalpaarung 1961 natürlich auch gegen den DDR-Meister ASK Vorwärts Berlin antreten würden. Hintergrund dieser Meinungsäußerung war die Tatsache, dass der bundesdeutsche Sport mit dem Abbruch der Sportbeziehungen zur DDR auf den Mauerbau reagiert hatte. Gerade die West-Berliner Presse forderte vom Deutschen Fußball-Meister für den Fall einer deutsch-deutschen Europapokal-Auslosung Solidarität ein, indem der 1. FC Nürnberg für ein derartiges Szenario mit einem Boykott des Spiels Position bezöge.
Die beiden Beispiele machen deutlich, mit welchen politischen Fallstricken der Fußball im geteilten Deutschland in der Phase des Kalten Krieges vor und nach dem Mauerbau konfrontiert war. Ein fußballerisches Aufeinandertreffen zweier deutscher Mannschaften war erst wieder Mitte der 1970er Jahre im Zuge der von Willy Brandt initiierten neuen Ostpolitik möglich. Menschliche Annäherung soll der Fußball aus bundesdeutscher Sicht bringen. Der 1. FC Nürnberg kommt so zu Begegnungen gegen die DDR-Teams des 1. FC Lok Leipzig und des 1. FC Magdeburg. Von der ostdeutschen Sportführung werden die Spiele zu „Klassenkämpfen im Flutlicht“ ausgerufen.