15.10.2012: Podiumsveranstaltung im Berliner Olympiapark: „Deutsch-deutsche Doppelpässe der alten Dame – Hertha BSC im Kalten Krieg“

Begrüßung:
Andreas Statzkowski, Staatssekretär für Sport und Verwaltung
Rainer Eppelmann, Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung Aufarbeitung
Vortrag:
Dr. René Wiese, Zentrum deutsche Sportgeschichte
Podium:
Erich (»Ete«) Beer, 1971 – 79 Spieler bei Hertha BSC
Uwe Klimaschefski, 1963 – 65 Spieler, 1980 – 81 Trainer bei Hertha BSC
Helmut Klopfleisch, Hertha-Fan aus der DDR
Moderation:
Robert Die, Sportjournalist und Autor

Fußball verbindet – auch über Mauern hinweg. Dies zeigt die wechselvolle Geschichte der Berliner Hertha zur Zeit des Kalten Krieges. Wie Fans, Spieler und Funktionäre die Zeit der Teilung erlebten war Thema einer Vortragsveranstaltung mit anschließender Podiumsdiskussion am 15. Oktober 2012 im Hörsaal des Olympiaparks Berlin. Eingeladen hatten das Zentrum deutsche Sportgeschichte und die Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur in Kooperation mit dem Sportmuseum Berlin und dem Berliner Fußballverband. Rund 100 interessierte Besucher – darunter auch zahlreiche Fans von Hertha BSC – füllten den altehrwürdigen Saal. Die einleitenden Worte sprach der Vorsitzende der Stiftung Aufarbeitung Rainer Eppelmann. Im anschließenden Hauptvortrag widmete sich Dr. René Wiese als Vorsitzender des ZdS der Entwicklung von Hertha BSC in den verschiedenen Phasen des Kalten Krieges. Gerade in den 1950er Jahren war die alte Dame aus dem Wedding ein Fixpunkt für Fans aus Ost und West. Mit dem Mauerbau aber waren die ostdeutschen Anhänger von einem auf den anderen Tag abgeschnitten von ihren Idolen. Hertha musste einen Zuschauerrückgang von 20 % verkraften. Doch der Verein aus Westberlin hielt auch nach dem 13. August 1961 Kontakt zu seinen Anhängern jenseits der Sektorengrenze, mit Weihnachtspäckchen und heimlich organisierten Weihnachtsfeiern. Trotz aller Vorsichtmaßnahmen – die Staatsicherheit hatte die Fanszene in der DDR fest im Visier. Dies zeigt auch das Schicksal von Helmut Klopfleisch, der als fußballverrückter Ostberliner nie einen Hehl aus seinen Sympathien für den westdeutschen Profifußball machte. Einen besonderen Platz in seinem Herzen nahm dabei stets die alte Dame ein, aber auch wenn Bayern München oder die bundesdeutsche Nationalmannschaft in den Ostblock reisten war Klopfleisch mit dabei. Wie tief die Staatssicherheit ins Leben der Menschen eindrang, schilderte Klopfleisch im Rahmen der von Tagesspiegel Sportchef Robert Ide moderierten Podiumsdiskussion im Anschluss an den Hauptvortrag. So habe die Stasi sogar versucht, den damals 15jährigen Sohn Klopfleischs anzuwerben, um Auskünfte über seinen Vater zu erhalten. Komplettiert wurde das Podium durch zwei prominente Ex-Herthaner. Uwe Klimaschefski, der in den 1960er Jahren bei Hertha spielte und den Club in den 1980er Jahren trainierte, erinnerte sich an die heimlichen Begegnungen mit Fans aus dem Osten der geteilten Stadt. Und auch Hertha-Legende Erich Beer berichtete über Soldarisierungsaktionen. So habe der damalige Hertha-Trainer Kuno Klötzer bei Europapokalspielen in Tiflis und Prag regelmäßig Tickets für mitgereiste Fans aus der DDR besorgt.

Veranstalter: Bundesstiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Zentrum deutsche Sportgeschichte, Sportmuseum Berlin, Hertha BSC, Berliner Fußball-Verband
Veranstaltungsort: Olympiapark Berlin, Hörsaal im Haus des Deutschen Sports Prinz-Friedrich-Karl-Weg, 14053 Berlin

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