13.11.2008: Podiumsdiskussion in Brandenburg/Havel: Der Aufstieg der BSG Stahl Brandenburg

Begrüßung:
Heike Köhler, Stadtmuseum/Museum im Frey-Haus Brandenburg an der Havel
Diskutanten:
Christoph Ringk, früher DDR-Oberliga, Stahl Brandenburg
Winfried Kräuter, früher DDR-Oberliga, Stahl Brandenburg
Hans-Joachim Lauck, früher Direktor des Stahl- und Walzwerkes Brandenburg
Andreas Lindner, früher Oberliga, Stahl Brandenburg
Ingolf Pfahl, früher DDR-Oberliga, Stahl Brandenburg
Ingo Nachtigall, früher Oberliga, Stahl Brandenburg
Wilfried Klingbiel, früher DDR-Nationalspieler, u.a. SC Dynamo Berlin, Stahl Brandenburg
Moderation:
René Wiese, Zentrum deutsche Sportgeschichte

Der Veranstaltungssaal im Frey-Haus war bis zum letzten Platz gefüllt. Das Rahmenprogramm der Ausstellung „Doppelpässe – Wie die Deutschen die Mauer umspielten“ hielt einen besonderen Höhepunkt parat. Stars und Funktionäre aus der glorreichen Fußballvergangenheit von Stahl Brandenburg hatten sich zum Zeitzeugenforum „Der Aufstieg von Stahl Brandenburg“ eingefunden: Andreas Lindner, Winfried Kräuter, Christoph Ringk, Ingo Nachtigall und Ingolf Pfahl gehörten zu jener Mannschaft, der es als DDR-Betriebssportgemeinschaft (BSG) gelang DDR-Fußballgeschichte zu schreiben. Eine kleine BSG schaffte es 1986 am UEFA-Cup teilzunehmen und die Stadt in Fußballfieber zu versetzen. Hinzu gesellten sich mit Hans-Joachim Lauck der eigentliche Initiator dieses Fußballmärchens und der ehemalige DDR-Nationalspieler Wilfried Klingbiel. In der regen Diskussion, die von Ausstellungskurator René Wiese geleitet wurde, plauderten die Geladenen aus dem Nähkästchen. Werksdirektor Lauck erinnerte sich daran, wie unter seiner Regie und mit finanziellem Rückhalt des Stahlwerks prominente Trainer wie Heinz Werner nach Brandenburg gelockt und professionelle Fußballstrukturen aufgebaut wurden. Davon konnten auch die ehemaligen Stars berichten: ein neues Stadion, Rollrasen und verlockende Prämien. Doch zu allem Erfolg gehörte auch ein gutes Team. Talentierte Spieler, die in anderen DDR-Fußballclubs aussortiert wurden, fanden in Brandenburg den richtigen Trainer und beste Bedingungen vor, damit das Fußballmärchen von den Underdogs auch geschrieben werden konnte. Wilfried Klingbiel gehörte allerdings einer früheren Spieler-Generation an. Auf diesen Gast waren die Ausstellungsmacher besonders stolz, da er ein besonderes Kapitel deutsch-deutscher Fußballgeschichte mitgeschrieben hatte. Klingbiel lief 1959 als DDR-Linksaußen im Rückspiel des legendären deutsch-deutschen Duells gegen die Bundesrepublik auf, welche in die Fußballhistorie als eines der beiden „Geisterspiele“ eingegangen sind. Die DDR verlor in Düsseldorf gegen die bundesdeutschen Amateure mit 1:2 und war nach der 0:2-Heimspielniederlage in der Olympiaqualifikation ausgeschieden. Die Umstände dieses „Geisterspiels“ sind bis heute mysteriös und konnten auch von Klingbiel nicht restlos aufgeklärt werden.

Veranstalter: Stadtmuseum/Museum im Frey-Haus Brandenburg an der Havel, Zentrum deutsche Sportgeschichte
Veranstaltungsort: Stadtmuseum/Museum im Frey-Haus Brandenburg an der Havel, Ritterstraße 96, 14770 Brandenburg an der Havel